Gewissenskonflikt als Voraussetzung von Kritik !? – zum Verhältnis von moralischer und kritischer Reflexion

Donnerstag, 26. Juni 2014 - 19:30

Eine Veranstaltung der Falken Erfurt

 

Zu Recht sollte man sich dagegen sträuben, dass (eigenes) Denken auf die Fähigkeit zu denken, auf Kritikfähigkeit reduziert wird unter Absehung von den konkreten Inhalten. Andererseits kann man erkennen, dass es durchaus eine Fähigkeit zu Kritik gibt, wenn diese einmal fehlt. Auf den konkreten Inhalt des Denkens kommt es dann wirklich nicht an, weil dieser dem Subjekt äußerlich bleibt und damit nicht mehr im Rahmen von dessen Einheit verschiedene Urteile aufeinander bezogen und auf ihre Widerspruchsfreiheit geprüft werden. Will sich jemand gar nicht einstimmig auf einen Gegenstand beziehen, läuft inhaltliche Kritik ins Leere.

Das Problem der Vermittlung von Kritik ist also zu einem guten Teil psychologisch bedingt. Wenn die Gesellschaft in Ausbildung und Berufsleben die Möglichkeit von Reflexion und kritischem Denken unterdrückt, scheint es dabei umso mehr auf die frühe Phase der Entwicklung anzukommen. Die Entwicklung von Kritikfähigkeit scheint mir hier zusammenzuhängen mit der Entwicklung und Bewältigung der Instanz, die ständig Kritik übt: das Über-Ich. Je weniger dabei äußere Anforderungen vom Kind als Widerspruch zwischen Wünschen/Handeln und dem Gewissen erlebt werden, desto unwahrscheinlicher auch der spätere Einspruch gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse. Ebenso verhindert ein übermächtiges Über-Ich die zur Kritik nötige Ich-Stärke. Wie dieser Zusammenhang sich erklärt und ob aus diesem Verstehen überhaupt noch irgendein Nutzen zu ziehen ist, soll im Vortrag ausgeführt werden.

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